Das Spital des Augenblicks


Zeit ist die gemeinsame Klammer in diesen Erzählungen von Eleonore Weber. In der titelgebenden Erzählung, in der es um die Frage geht, wie „katastrophale Ereignisse“ neutralisiert und gewendet werden können, ist es die Fiktion eines Spitals, in das Erinnerungen eingewiesen werden können und so augenblicklich ihren Schrecken verlieren, wodurch „das Spital des Augenblicks“ zu einem Symbol der „Zeitheilung“ erhoben wird.
In „Camera, mein Zimmer, mein Kopf“ ist es die Vorstellung eines zu einer gigantischen Camera Obscura umgewandelten Zimmers, das - ähnlich kumulativ und unscharf wie die Lochkamera - Geschichtsbilder in Langzeitbelichtungen herstellt. Eher atmosphärisch und satirisch überzeichnet als dokumentarisch exakt wird der zeitliche Wandel – in diesem Fall die Rechtswende in Österreich - abgebildet.
„Lege zwei Zeiten nebeneinander und es entsteht automatisch Kritik“ ist die Erkenntnis der Erzähler/in im Text „Die Wissenskrämerei“.
Den Kollaps der realen wie virtuellen Zeit, ausgelöst durch einen Computerbefehl imaginiert der Text „Echo time void ()“.
In „Bettina“ geht es um die unterschiedliche Zeitlichkeiten von Versprechen und Scheitern. Obwohl in den Texten meist ein biographischer Anlass als Auslöser erscheint, bleibt die Fragwürdigkeit eines authentischen Zugriffs und die mit dem Eintritt in den Text vollzogene Trennung von Sprache und Wirklichkeit beständiges Thema der Auseinandersetzung.


Eleonore Weber:
Das Spital des Augenblicks
Prosa
12,2 x 20 cm, Broschur, 158 Seiten
Erschienen bei VIZA-Edit Wien 2010
ISBN 978-3-900792-30-5

im netz